Schülerpraktikum – Sinn und Zweck der Sache

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Schülerpraktikum ist sowas wie schulfrei? Oder denkst du vielleicht auch, dass deine Lehrer einfach mal eine Pause zusätzlich brauchen und sie dafür diese lästigen Praktikumszeiten eingeführt haben? Vielleicht tröstet es dich, dass deine Lehrer auch kein frei haben, wenn du dein Praktikum machst. Was wirklich hinter diesen Pflichtveranstaltungen steht und wie gut es die Lehrer mit dir meinen, wollen wir dir hier aufzeigen.

Schülerpraktikum ist was du draus machst

In der Schule sollen Praktika der Berufsorientierung dienen. Das heißt, dir wird die Chance gegeben, den Arbeitsmarkt kennenzulernen und in Berufe und Unternehmen reinzuschnuppern, damit es dir später leichter fällt, dich für einen Beruf zu entscheiden. Sei froh, dass dies so ist, denn früher wurden Berufe quasi vererbt.

Stell dir vor, dein Vater ist Bestatter. Mit diesem Beruf sind sehr viele Vorurteile verbunden und nicht jeder wäre glücklich, diesen Beruf zu erben. Doch um eine wirkliche Entscheidung treffen zu können, muss man den Beruf ja erst einmal kennenlernen. Und wer sich die Mühe macht, wird feststellen, dass zu dem Beruf so viel mehr gehört, als Gräber zu schaufeln und Särge zu verkaufen.

Bei Berufen die ein besseres Image haben, ist die Scheu vorm Erbe nicht so groß, dabei gibt es in fast jedem Beruf Tätigkeiten die an Tabubruch grenzen. Mädchen finden den Beruf Tierärztin ganz toll, bis sie erfahren was zu tun ist, wenn eine Kuh ein Kälbchen kriegt. Und der Neid auf das vermeintlich leicht verdiente Geld eines Zahnarztes verblasst schnell, wenn man mal Jemanden mit extremen Mundgeruch kennenlernt.

In einem kurzen Praktikum wirst du keinen allumfassenden Einblick in einen Beruf gewinnen können. Doch wenn du Augen und Ohren offen hältst und die gewonnenen Eindrücke und Informationen sortierst und auswertest, wirst du schnell herausfinden, ob ein Beruf zu dir passt oder nicht. Am besten wird es dir gelingen, wenn du die Zeit sinnvoll nutzt, deine Hilfe immer wieder anbietest und Dinge die du siehst und erlebst hinterfragst. Gelingt es dir, dich in deinem Praktikum positiv zu präsentieren und deinem Praktikumsbetreuer zu zeigen, wie sehr du dich interessierst, wird er bei der Wahl des Azubis für dich eintreten. Im Idealfall bittet er dich sogar direkt darum, dich um eine Ausbildung zu bewerben.

Selbst ist der Praktikant

Wenn das Praktikum ansteht, findet in der Zeit üblicherweise kein Unterricht in deiner Klassenstufe statt. Daher ist es deine Pflicht einen Praktikumsplatz zu suchen. Gelingt dies nicht, wird dein Lehrer dir behilflich sein. Unter Umständen hat er eine Reihe von Kontakten zu Unternehmen die ohnehin immer gerne Praktikanten aufnehmen und du landest in einem Altenheim oder einer anderen sozialen Einrichtung. Das muss nicht das Schlechteste sein, doch wenn du sowieso dort ein Praktikum machen möchtest, kannst du auch höchstpersönlich dort anrufen. Es macht immer einen besseren Eindruck sich selbst dort vorzustellen und mal ehrlich – wenn du in einem Alter bist, wo du ein Praktikum machen darfst, ist es ja auch irgendwie peinlich, wenn die Mama dort aufwartet. Und wenn dein Lehrer dort vorspricht, wird deine Motivation sehr wahrscheinlich irgendwo im Keller gesucht.

Für ganz schüchterne Schüler, die es ja durchaus gibt, empfehlen wir die schriftliche Bewerbung. Damit umgehst du den aufregenden Anruf und gewinnst etwas Zeit, in der du dich auf das Gespräch vorbereiten kannst.

Der frühe Vogel…

Was ein abgelutschtes Sprichwort – aber so wahr. Der Zeitraum für das Schulpraktikum wird sehr sehr sehr früh bekannt gegeben. Aus gutem Grund – denn die Lehrer wissen natürlich, dass just in diesen zwei oder drei Wochen um die 70 Schüler am selben Ort einen Praktikumsplatz suchen. Hat der Ort mehrere Schulen vermehrfacht sich die Zahl entsprechend. Und hier kommt der frühe Vogel zum Zuge. Im Idealfall bist du das. Wenn du unverzüglich losziehst und dir deinen Praktikumsplatz klar machst, dann hast du einen Platz den du auch wirklich haben willst. Schiebst du, wie 75 % deiner Mitschüler, das bis drei Tage vor Praktikumsbeginn vor dir her, wirst du nehmen müssen was noch zu haben ist.

Sicherstellen und weiter suchen ist bei der Praktikumsplatzwahl auch erlaubt. Ergibt sich was anderes, was du aus welchen Gründen auch immer für dich als besser einstufst, kannst du ein Praktikum auch kurzfristig absagen. Einer deiner Mitschüler wird sich freuen – einer von den 75 %. Im Idealfall kann er deinen gerade frei gewordenen Platz dann übernehmen.

Die Idee ist alles

Bei Schülern in der Mittelstufe haben nur ganz wenige konkrete Vorstellungen davon, was sie später einmal machen möchten oder wo sie ein sinnvolles Praktikum absolvieren können. Hier kann es hilfreich sein, sich im Internet zu informieren und Berufsinteressentests zu machen. Auf der Webseite der Arbeitsagentur gibt es tolle Angebote wie das Berufe TV, das BerufeNet und das Berufe Universum.

Berufe Universum

Hier kannst du einen Test durchlaufen, um herauszufinden welche Berufe zu dir passen. Das Ganze ist aufgebaut wie ein Computerspiel und sogar unterhaltsam. Wenn du alle Stationen durch hast, wird dir eine Liste angezeigt. Klickst du auf die Berufe, kriegst du Infos zu Ausbildung, Anforderungen und Tätigkeiten.

Tipp: Nicht nur das angeben was du gern machst, sondern auch mal was wählen, was du gar nicht  magst.

BerufeNet

Diese Informationen kannst du dir auch ohne den Test im BerufeNet ansehen. Hier sollte dein Augenmerk auf gefragte Unterrichtsfächer liegen. Wenn du Physik hasst wie die Pest, sind Augen- oder Feinoptiker eher nicht die perfekten Berufe für dich. Es gibt auch eine Gratisbroschüre von der Arbeitsagentur in denen du die zusammengefassten Infos auch nachlesen könntest. Diese heißt Berufe aktuell und ist in jedem Berufsberatungszentrum zu haben.

Tipp: Auch die Infos dazu beachten, wie sich die Karriere nach der Ausbildung gestalten kann oder wie die Berufe in den angrenzenden Ländern heißen. Oft sind später Studium oder Spezialisierungen möglich, die dir neue Chancen eröffnen.

Berufe TV - Das Youtube des Arbeitsamtes

Kurzfilme zu verschiedenen Berufen kannst du hier ansehen. Die sind wirklich sehr informativ gemacht und zeigen nicht nur die Sonnenseiten der Berufe.

Tipp: Vor allem die Berufe die du nicht kennst anschauen. Es ist wirklich überraschend was sich da hinter verbergen kann.

Die Woche vor dem Praktikum

Kurz bevor das Praktikum beginnt, ist noch zu klären, ob du spezielle Kleidung bei der Arbeit tragen musst (Arbeitsschuhe mit Schutzkappen zum Beispiel) und wann und bei wem du am ersten Tag antreten sollst. Dein Lehrer wird dich beauftragen, einen Praktikumsbericht zu schreiben. Den kannst du vor dem Praktikum schon konzipieren, um zu wissen, welche Fragen du unbedingt stellen solltest und vor allem, um deinem Praktikumsbetreuer auch mitteilen zu können, was dir an dem Praktikum besonders wichtig ist. Für diesen Praktikumsbericht kannst du auch Fotos verwenden. Ob du selber welche machen darfst, musst du in der Firma unbedingt fragen. Nicht jedes Unternehmen gestattet dies. Druckereien haben beispielsweise sehr empfindliche Maschinen, die sich ausschalten, wenn Jemand mit Blitz fotografiert. Wir empfehlen dir, Fragebögen vorzubereiten. Die kannst du an Mitarbeiter und Azubis dort verteilen und später auswerten. So kannst du Informationen zur Mitarbeiterzufriedenheit einholen oder auch zu verschiedenen Tätigkeiten. Im Praktikumsbericht kannst du dies später in Diagrammen darstellen oder auch die Bögen als Anlage beilegen.

Den Teil des Praktikumsberichtes, wo die Firma vorgestellt wird, kannst du schon vor dem Praktikum schreiben. So bist du bei Beginn besser vorbereitet und sammelst bei deinem Praktikumsbetreuer Pluspunkte. Informationen zu den Produkten, Dienstleistungen und Abteilungen im Unternehmen kannst du auch aus Broschüren entnehmen, die fast jedes Unternehmen für die Präsentation auf Messen o.ä. hat. Außerdem gibt es auf den Firmenwebseiten die wichtigsten Fakten zum Unternehmen.

Praktikumstagebuch und Pro-Contra Liste

Wenn dein Praktikum drei Wochen dauert und du nicht täglich notierst, was du erlebt und gemacht hast, wird es unnötig schwer, später den Praktikumsbericht zu schreiben. Es ist daher von Vorteil, wenn du täglich kurz zusammenfasst, was an diesem Tag wichtig war. Ob du das schreibst, dir ins Handy sprichst oder nach Absprache mit deinem Praktikumsbetrieb vielleicht sogar ein Videotagebuch führst, bleibt dir überlassen. Auf besonders schwierige Aufgaben solltest du ausführlich eingehen. Clever wäre, dass du jeden Tag direkt alles in deinen Praktikumsbericht einbaust, so hast du am Ende viel weniger Arbeit.

Die Pro-Contra Liste zu führen hat den Vorteil, dass du später für dich besser entscheiden kannst, ob der Beruf für dich tatsächlich in Frage kommt. Auf der Pro-Seite können Tätigkeiten aufgelistet werden, die dir Spaß gemacht haben oder Erlebnisse die du hattest und als positiv wahrgenommen hast. Die Contra-Seite ist für alles, was dir weniger gut gefällt und was gegen diesen Beruf steht. Manchmal kann ein Contra-Punkt 25 Dinge die dafür sprechen zunichtemachen und manchmal stehen 5 Contras der Entscheidung für den Beruf nicht im Wege. Neben den Tätigkeiten und dem Spaß solltest du hier unbedingt auch deine körperliche Verfassung und gesundheitliche Einschränkungen im Blick haben. Verträgst du Hitze schlecht oder neigst zu Sonnenbrand, sind Berufe wie Dachdecker oder Landschaftsgärtner ungeeignet. Geruchsbelästigungen sind nicht zu unterschätzen. Joghurt isst fast jeder gern, doch wie es in einer Molkerei oder einem Milchlabor riecht, wissen die wenigsten. Das muss man aushalten können.

Fazit

Ein Schülerpraktikum ist nicht nur lästige Pflicht. Es ermöglicht dir, Erfahrungen zu sammeln und Einblicke in Firmen und Berufe zu gewinnen. Du solltest es sinnvoll nutzen und nicht nur irgendwo absitzen.