Praktikum für Arbeitssuchende

Ein Praktikum für Arbeitssuchende soll bei Arbeitslosigkeit als Türöffner zum ersten Arbeitsmarkt fungieren. Die Jobcenter unterstützen Arbeitssuchende dabei einen Praktikumsplatz zu finden, der ihren Qualifikationen entspricht und natürlich ist auch Eigeninitiative auf der Suche nach einem Arbeitsplatz gern gesehen. Hier haben wir einige Informationen und Tipps zusammengetragen, die dir deine Möglichkeiten, Rechte und Pflichten als arbeitsuchender Praktikant aufzeigen sollen.

Bei ALG-Bezug muss das Jobcenter ein Praktikum bewilligen

Wenn Arbeitslosengeld I oder II bezogen wird und auch während des Praktikums weiter bezogen werden soll, müssen Arbeitsagentur oder das Jobcenter einem Praktikum zustimmen. Die Sachbearbeiter können ihre Zustimmung verweigern, wenn sie annehmen, dass das Praktikum nicht zum erwünschten Ergebnis, also zu einer sozialversicherungspflichtigen Anstellung führt. Die Aussicht auf einen Mini-Job reicht damit nicht aus, um eine Zustimmung zu erhalten. Bei einer Genehmigung stellt das Jobcenter einen sogenannten Trainingsscheck aus.

Tipp: So gehst du mit Arbeitslosigkeit nach dem Studium um.

Der Inhalt eines Praktikums für Arbeitssuchende

Anders als bei einem Pflichtpraktikum während des Studiums gibt es keine festen Inhalte für ein Praktikum, das zu einer Anstellung führen soll. Sinn und Zweck ist es aber auch hier, dass der Praktikumsnehmer den Betrieb und seine Abläufe kennenlernt und der Arbeitgeber sich ein Bild von den Qualitäten seines Praktikanten im Hinblick auf eine Einstellung machen kann.

Bei Stellen mit anspruchsvollen Tätigkeiten können einige Wochen vergehen, ehe beide Seiten wissen, ob sie zueinanderpassen. Der Vorteil für den Praktikumsnehmer bei längerfristigen Praktika liegt in der Möglichkeit sich aktiv einzubringen und so zu zeigen, dass ein ernsthaftes Interesse an der freien Stelle besteht.

Wird jedes Praktikum für Arbeitssuchende vergütet?

Nein, nicht jedes Praktikum für Arbeitsplatzbewerber wird vom Praktikumsgeber vergütet. Wenn Arbeitslosengeld bezogen wird, kann es für die Dauer des Praktikums auch weiter laufen. Dazu muss aber mit dem zuständigen Sachbearbeiter im Jobcenter abgesprochen werden, denn ohne eine Bewilligung von der Agentur für Arbeit können die ALG-Leistungen wegfallen. Wird das unbezahlte Praktikum direkt nach einem abgeschlossenen Studium aufgenommen, besteht in der Regel kein Anspruch auf Arbeitslosengeld, doch es gibt die Möglichkeit der Förderung dieser Maßnahme zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt.

Praktika im Rahmen einer Bildungsmaßnahme zu der du durch deine Arbeitsagentur oder dein Jobcenter zugewiesen wirst, sind immer unbezahlt. Dafür mischt sich der zuweisende Träger meist nicht ein, was die Wahl des Unternehmens angeht und du hast die Chance dich auch in anderen Berufen auszuprobieren. In diesem besonderen Fall bist du auch über den Bildungsträger versichert und nicht über die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter. Fahrtkosten werden hier immer erstattet.

Wann wird ein bezahltes Praktikum zu einem Mini- oder Midi-Job?

Wenn die geleisteten Tätigkeiten überwiegend geldwert sind, geht der Gesetzgeber davon aus, dass es sich nicht um ein Praktikum handelt, sondern um ein normales Arbeitsverhältnis, für das dann natürlich auch eine entsprechende Vergütung unter Berücksichtigung des Mindestlohns bezahlt werden muss. Hierzu gibt es auch eine Entscheidung des Landesarbeitsgerichts in Baden Württemberg (AZ:  5 Sa 45/7). Im Mittelpunkt eines Praktikums muss immer der Ausbildungszweck stehen und die Prüfung auf eine Eignung, die zur Einstellung führen kann. Das gilt auch für Praktikumsstellen für Arbeitsplatzbewerber.

Deine Rechte als arbeitsuchender Praktikant

Viele Unternehmen stellen regelmäßig Praktikanten als billige Arbeitskräfte ein, ohne sie später in Festanstellung zu übernehmen. Diese Aussage liest man häufig im Netz und sicherlich gibt es auch unter den Arbeitgebern schwarze Schafe. Als Praktikant hast du aber auch Rechte und kannst darauf bestehen, dass dein Arbeitsverhältnis und damit auch die damit verbundene Entlohnung angepasst wird. Wenn du betriebliche Leistungen erbringst, die deinem Praktikumsgeber einen wirtschaftlichen Vorteil verschaffen, also geldwert sind, hast du einen Anspruch auf eine angemessene Vergütung deiner Leistung.

Wie lange darf ein Praktikum für Arbeitssuchende dauern?

Innerhalb eines Praktikums für Arbeitssuchende können Arbeitgeber und Arbeitsplatzbewerber sich ausführlich kennenlernen. Wie lang ein Praktikum dauert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Üblicherweise dauert es zwei Wochen bis drei Monate. Es gibt aber auch Fördermaßnahmen von der Bundesagentur für Arbeit, die Pflichtpraktika von einer Dauer bis zu sechs Monaten vorsehen. Sie dienen meist der Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen oder  kommen im Rahmen einer beruflichen Rehabilitation zum Einsatz. Die Praktikumsdauer hängt auch von den Gegebenheiten und Anforderungen vor Ort ab und der Sachbearbeiter der BA (Bundesagentur für Arbeit) hat einen gewissen Spielraum bei der Beurteilung einer angemessenen Praktikumsdauer.

Tipp: Schau dir die Praktikum kompakt-Infos vom Studium Ratgeber an!

Fahrtkosten werden erstattet & Nebeneinkommen müssen angegeben werden

Beim Bezug von ALG I oder II kann ein Anspruch auf Erstattung der Fahrtkosten für die tägliche Fahrt zwischen Wohnung und Praktikumsplatz bestehen. Das ist allerdings eine Einzelfallentscheidung und kann nur mit dem zuständigen Sachbearbeiter geklärt werden.

Zahlt der Praktikumsgeber eine Aufwandsentschädigung oder gar ein Entgelt, so muss dies beim Jobcenter angegeben werden. Hier gelten dann die Freigrenzen für Nebeneinkommen. Bei ALG I liegen sie derzeit bei 165 Euro monatlich und bei ALG II bei 100 Euro im Monat (Stand April 2016). Höhere Einkünfte werden auf das Arbeitslosengeld angerechnet.

Vorzeitiger Abbruch eines Praktikums für Arbeitssuchende

Der Gesetzgeber sieht vor, dass ein Praktikant alle gesetzlichen Forderungen der Agentur für Arbeit während des Praktikums erfüllen muss, um seinen Anspruch auf ALG zu wahren. Dazu zählt auch, dass er seine Mitarbeit nicht verweigert oder vorzeitig abbricht und kündigt. Ein vorzeitiger Abbruch hat in der Regel einen direkten Einfluss auf die Leistungen der Agentur für Arbeit und zieht meist eine Sperre nach sich. Ausnahmen sind Abbrüche wegen gesundheitlichen Problemen oder wenn es gravierende Missstände im Unternehmen gibt (fehlender Arbeitsschutz, Gewalt oder sexuelle Belästigung). Wird ein Praktikum in Absprache mit dem Sachbearbeiter abgebrochen gibt es keine Sperre.

Tipp

Um eine Einstellung zu erreichen, empfiehlt es sich, sich auf offene Stellen zu bewerben und sich als Praktikant anzubieten. Zeigt man sich motiviert und passt ins Team, hat man den Arbeitsvertrag fast in der Tasche.